Elton, Punk und Britpop. Bobbys, Bond und Brexit. Tower, Tate und London Eye. Wenn wir an die britische Metropole denken, vermischen sich Bilder vom traditionell royalistisch geprägten einstigen Zentrum des Empire mit der Vorstellung einer modernen, pulsierenden Weltstadt zu einem klischeebehafteten Ganzen. Doch wie erlebt man London abseits der ausgetretenen Touristenpfade mit jemandem an der Seite, der seit vielen Jahren hier lebt? Wir möchten es herausfinden und bitten David Stanborough, Chef des JURA Shop-in-Shop im legendären Einkaufspalast Harrods, unser Reiseführer zu sein. «Es ist mir ein Vergnügen», schreibt er zurück. «Mit Freuden zeige ich euch
Mein London
In diesem Jahr feiert ein Jahrhundertbauwerk seinen 25. Geburtstag: der Eurotunnel. Welch schnöder Frevel wäre es also, einem anderen Weg auf die Insel den Vorrang zu geben. Paris, Gare du Nord, sechs Uhr morgens. Über eine breite Treppe gelangen wir ins separate Terminal des Eurostar. Nach den flughafenähnlichen Sicherheitskontrollen erschliesst sich unserem Auge eine fremde Welt. Dunkles Schiffsparkett strahlt klassisch-hochwertige Eleganz aus. Man wähnt sich beinahe als Figur in einem Reisebericht des National Geographic Magazine oder in einem Kriminalroman von Agatha Christie.
Ehrfürchtig steigen wir an Bord des aerodynamischen Hochgeschwindigkeitszuges und lassen uns in Polster sinken, auf denen schon James Bond sass. Pünktlich um vierzehn vor sieben setzt sich der stählerne Koloss in Bewegung. Einem Pfeil gleich bahnt er sich fast lautlos seinen Weg durch die Landschaft. Nach einiger Zeit wird es draussen dunkel. Nur einundzwanzig Minuten benötigt der Eurostar für den fünfzig Kilometer langen Tunnel, der Frankreich mit England verbindet. Eine Minute vor neun kommen die Hunderte von Tonnen unter protestierendem Quietschen der Bremsen in London St. Pancras zum Stillstand.
David Stanborough will uns nicht hier, sondern gleich gegenüber am legendären Bahnhof King’s Cross treffen. «Ich liebe die Architektur dieses Gebäudes», verrät uns der Gentleman nach einer freundlich zurückhaltenden Begrüssung. «Ganz besonders hat es mir die geometrische Dachkonstruktion in der Haupthalle angetan.» King’s Cross – der Name weckt Erinnerungen an die Bücher und Filme mit dem wohl berühmtesten Zauberschüler der Welt in der Hauptrolle. Tatsächlich prangt ein markantes Emailschild an einer Backsteinwand, auf dem in grossen Lettern Platform 9¾ geschrieben steht. Darunter lugt ein Gepäckwagen halb aus der Wand. Hier ist es also, wo Harry Potter und seine Freunde den Hogwarts Express bestiegen, um zur Zauberschule zu fahren und die faszinierendsten Abenteuer zu erleben. Vor dem Wagen bildet sich eine lange Menschenschlange. Jung und Alt will sich an diesem magischen Ort fotografieren lassen. Unser Fremdenführer deutet dezent auf den strategisch klug gelegen Verkaufsladen gleich neben der Szenerie. «Das Sortiment des Kiosks lässt das Herz eines jeden Potter-Fans höherschlagen», weiss er. «Hier findet man Zauberstäbe, Pullovers, Schals – ganz einfach alles, was man sich an Fanartikeln vorstellen kann. Das Interesse der Besucher aus aller Welt ist ungebrochen. Harry Potter ist definitiv ein Phänomen ... und ein Wirtschaftsfaktor.» Wer einen unvergesslichen Tagesausflug unternehmen wolle, dem empfehle er einen Besuch der Harry-Potter-Studios in Watford aufs Wärmste.
Für uns Nichtbriten stellt das Überqueren von Strassen anfänglich eine Herausforderung dar. Um Unfällen mit Kontinentaleuropäern vorzubeugen, steht bei Zebrastreifen unübersehbar auf dem Boden geschrieben, aus welcher Richtung die Autos auf einen zupreschen. In London reiht sich ein Wahrzeichen ans nächste, zig millionenfach abgelichtet, Teil von Fotoalben in aller Herren Ländern. Eines der bekanntesten davon soll unsere nächste Station sein. «Die Tower Bridge ist ein wahrhaft ikonisches Bauwerk im neugotischen Stil», klärt uns David auf. «Mit ihren knapp 250 Metern Länge verbindet sie Tower Hamlets auf der Nordseite mit Southwark auf der Südseite der Themse. Wenngleich ich sie fast täglich sehe, fasziniert mich ihre grandiose Architektur immer wieder aufs Neue.» Das können wir sehr gut nachvollziehen. Kein noch so gutes Bild ist in der Lage, die Kraft, die das Monument ausstrahlt, zu transportieren.
Offenbar sieht man uns an, dass die kurze Nacht ihren Tribut fordert und uns eine bleierne Müdigkeit in den Knochen steckt. «Das dürfte der perfekte Zeitpunkt für einen Kaffee sein, nicht wahr?», kombiniert David Stanborough in Sherlock Holmes’scher Manier. Flinken Schrittes führt er uns zu Monmouth Coffee, einer angesagten Kaffeebar in Borough Market. «Seit über vierzig Jahren wird hier edler Kaffee geröstet, ausgeschenkt und verkauft. Mir haben es das Aroma und der niedrige Säuregehalt ihrer Espressomischung aus kolumbianischen Bohnen besonders angetan. Das Einkaufsteam reist um die ganze Welt zu Produzenten und Genossenschaften und sucht nach interessanten Kaffeesorten. Es baut enge Beziehungen zu den Kaffeebauern und Kooperativen auf, unterstützt Nachhaltigkeit und fairen Handel.» Das schmeckt man, finden wir, als wir uns durch einen doppelten Espresso gestärkt anschicken, durch die unzähligen Stände am Borough Market zu schlendern. Was hier an frischen Lebensmitteln feilgeboten wird, lässt einem schon allein beim Betrachten das Wasser im Mund zusammenlaufen. «Der Markt fasziniert mich seit vielen Jahren», gesteht David und verrät uns, dass er nicht nur ein Feinschmecker, sondern auch ein begeisterter Koch ist. «Ich verwende am liebsten hochwertige, frische Zutaten, wie sie hier erhältlich sind. Der Markt hat eine lange Tradition. Er bietet eine fabelhafte Auswahl an frischem Fisch, Fleisch, Wild, Geflügel, Käse, Gewürzen sowie Obst und Gemüse. Nicht umsonst kaufen viele der renommiertesten Lebensmittelgeschäfte Londons ihre Produkte täglich hier ein.»
Majestätisch bauen sich Wahrzeichen wie The Gerkin oder The Shard vor uns auf. Ihre moderne Architektur steht in scharfem Kontrast zu den historischen Gebäuden zu ihrer Linken und Rechten. «Wenn ihr mir folgen wollt, zeige ich euch jetzt London von oben», lädt uns David ein. Kurz darauf finden wir uns im 32. Stockwerk des Shard wieder. Hier, von der Aqua Bar aus, eröffnet sich uns ein spektakulärer Blick über die Stadt. Unser Fremdenführer deutet mit einer Zeitung auf einige Gebäude: «Dort drüben, auf der anderen Seite der Themse, seht ihr St. Paul’s Cathedral, einiges rechts davon steht der Tower of London. Nehmt euch morgen ausreichend Zeit, um die Ausstellung der Kronjuwelen zu besuchen. Die müsst ihr unbedingt gesehen haben!» Elegant lenkt er das Thema von Queen Elisabeth II. auf King Roger. «Ich schlage vor, wir besuchen als Nächstes den heiligen Rasen von Wimbledon, wo unser Markenbotschafter bereits acht Mal triumphierte. Was haltet ihr davon?» Mit Freuden!
Die legendäre Underground transportiert uns gen Wimbledon. Unterwegs lernen wir, dass die Londoner U-Bahn mit ihren 156 Jahren die älteste der Welt ist und die grösste Netzlänge Europas besitzt. Gut fünfzig Minuten später stehen wir vor dem All England Lawn Tennis and Croquet Club, wo alljährlich das älteste und prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt ausgetragen wird. Im Stadion herrscht andächtige Stille, wie man sie sonst höchstens in einer Kirche erwartet. «Darf ich vorstellen: Roger Federers Wohnzimmer», flüstert David. Fasziniert halten wir inne. Vor unserem geistigen Auge lassen wir ein paar der spannendsten Ballwechsel des Maestros Revue passieren. Wer das saftige Grün dieses akkurat gepflegten Rasens je bestaunt hat, wird beim Blick auf seine eigene Wiese im Garten nie wieder ein Gefühl der Zufriedenheit empfinden. Der Besuch des Tennismuseums ist ein absolutes Muss für alle Freunde des eleganten Sports.
Auf dem Rückweg zaubert David zwei Tickets aus der Innentasche seines Masssakkos. Als tolle Überraschung überreicht er sie uns und erklärt: «London ist die Stadt der Theater, der Musicals und extraordinären Shows. Das war bereits zu Shakespeares Zeiten so und wird stets so bleiben. Ich habe euch Tickets fürs Apollo Theatre besorgt. Gönnt euch morgen Wicked, eine Sensation für alle Sinne. So viel sei verraten: Sie definiert die Schwerkraft komplett neu. Ich bin überzeugt, ihr werdet genauso begeistert sein wie meine Familie und ich es waren!» Wow, herzlichen Dank. Da freuen wir uns sehr darauf.
Zurück in der Stadt, steht als Nächstes ein Besuch im gigantischen Naturkundemuseum auf dem Programm. Die schiere Grösse des romanisch-byzantinischen Prunkbaus treibt uns einen Schauder über den Rücken. Nicht ohne Stolz spricht David von einem der grössten naturhistorischen Museen der Welt. In der Dinosaurierausstellung werden wir uns der eigenen Kleinheit so richtig bewusst. Freundlich und hilfsbereit sorgen engagierte Mitarbeitende dafür, dass wir uns in den riesigen Sälen zurechtfinden. Öffentliche Londoner Museen machen ihre Schätze der gesamten Bevölkerung eintrittsfrei zugänglich. So haftet ihnen nie der Beigeschmack des Elitären an. Entsprechend gemischt und bunt ist das interessierte Publikum, das durch die gigantischen Hallen strömt und dann und wann staunend vor den Exponaten innehält.
Beinahe alle Briten messen dem Königshaus einen ganz besonderen Stellenwert bei. Die Royals sind allgegenwärtig, und oft befinden sich auch gestandene Londonerinnen und Londoner unter den Zehntausenden von Touristen, die fasziniert der täglichen Wachablösungszeremonie vor dem Buckingham Palace beiwohnen. Bis heute haben viele von ihnen den tragischen Tod ihrer «Königin der Herzen», Lady Diana, nicht überwunden. Oft suchen sie dann das Diana Memorial auf, um ihrer im Stillen zu gedenken. Im südwestlichen Teil des Hyde Park, einer der vielen grünen Lungen Londons, gelegen, zieht die Brunnenanlage Gross und Klein an. «Die Kinder lieben es, im Wasser zu planschen und in dieser sicheren, verkehrsfreien Anlage herumzutollen. Und für viele Erwachsene ist der Prinzessin-Diana-Gedenkbrunnen ein Ort der Meditation, wo sie sich ihrer grossartigen Wohltätigkeitsarbeit für unterprivilegierte Kinder und ganz allgemein ihres humanitären Engagements erinnern», beschreibt David diesen besonderen Ort, von dem eine Stimmung der Ruhe und Versöhnung ausgeht.
Trotz fortschreitender Zeit ist der Gang unseres Gastgebers noch immer federnd leicht. Wir bekunden zusehends Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Der Grund für seine erhöhte Kadenz liegt darin, dass wir uns nun seiner persönlichen Wirkungsstätte nähern. Imposant steht es plötzlich vor uns, das namhafteste und wahrscheinlich exklusivste Warenhaus der Welt: Harrods. Mit traumwandlerischer Sicherheit geleitet uns Mr. Stanborough, wie er von diversen Mitarbeitenden im Vorbeigehen genannt wird, durch den Irrgarten an verwinkelten Wegen zum Markenauftritt von JURA. David Stanborough und Harrods, das ist eine ganz besondere «Liebesbeziehung». Er erklärt sie so: «1999 wanderte ich mit meiner Frau von Südafrika nach Grossbritannien aus und suchte eine Anstellung im High-End- und Luxus-Bereich. Harrods war daher für mich die erste Adresse! Entsprechend glücklich war ich, als ich nicht nur einen Job, sondern auch die Chance erhielt, mich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln. Schon wenige Monate nach meinem Anfang im Vertrieb bei Harrods konnte ich am Managementprogramm teilnehmen, worauf mir Aufgaben in der Leitung von Abteilungen anvertraut wurden. Seit 2012 zeichne ich jetzt für den JURA Shop-in-Shop verantwortlich. Ein Traum! In Südafrika hatte ich in der Gastronomie und im Einzelhandel gearbeitet. Schon damals war es immer mein Ziel gewesen, meine Karriere auf eine meiner ganz grossen Leidenschaften auszurichten – Kaffee!»
Während wir das breite Sortiment in gediegenem Ambiente auf uns wirken lassen, kommt uns der Ladenchef kurz abhanden, weil er, ganz Gentleman, eine Kundin berät, die sich für eine S8 interessiert. Sie lässt sich das Gerät nach Hause liefern, verabschiedet sich sichtlich beeindruckt von Service und Kompetenz, und David führt uns durch sein Reich. «Im berühmtesten Kaufhaus der Welt dürfen die besten Vollautomaten der Welt auf keinen Fall fehlen. Wir bieten hier sowohl Produkte aus dem Haushalts- wie auch aus dem Professional-Bereich an. Dieser Markenauftritt ist sehr prestigeträchtig. Harrods ist nicht nur eine der Touristenattraktionen Londons. Weil bei Harrods die Auswahl an Luxusprodukten, Restaurants und Dienstleistungen eine Klasse für sich ist, tummeln sich hier all die wichtigen Meinungsmacher auf der Suche nach Inspiration.»
Bevor es für uns ins Hotel geht, steht noch ein absolutes Must auf David Stanboroughs Liste: der 2016 eröffnete JURA Store an der Marylebone Road. Unsere Kollegen bescheren uns ein herzliches Willkommen, laden uns (natürlich!) zum Kaffee ein und führen uns durch den modernen, hellen Laden. Wie schön, das viel zitierte Vorzeigeobjekt einmal nicht auf Bildern, sondern live bestaunen zu können. Wir erleben Gastlichkeit und Service vom Feinsten. Für David Stanborough eine Selbstverständlichkeit, gilt für ihn wie für das Team vom JURA Store doch die Devise, die Erwartungen der Kunden zu übertreffen. «Wir wollen mit unseren Produkten beeindrucken, mit der Liebe zum Detail und mit der Einstellung, alles für unsere Kundschaft zu tun.» Ja, so kommt man gerne wieder. Wir natürlich auch. Aber jetzt sehnen wir uns nach etwas Ruhe, einer Dusche und einem frischen Outfit, um aufgeräumt und adäquat gekleidet zum Dinner zu erscheinen.
Nur zehn Gehminuten vom JURA Store entfernt, steigen wir im Landmark Hotel ab. 1899 eröffnet, wurde die imposante Luxusunterkunft ursprünglich als viktorianisches Bahnhofshotel erbaut. Es besteche durch grossartigen Service, verspricht David. Tatsächlich, schon der Empfang könnte zuvorkommender nicht sein. Das Zimmer übertrifft schliesslich unsere kühnsten Erwartungen. «Geniesst heute Abend ein gediegenes Dinner in einem der beiden fantastischen Hotelrestaurants», empfiehlt unser Mann in London. «Und versäumt es auf keinen Fall, einmal den Nachmittagstee im achtstöckigen Atrium mit Wintergarten einzunehmen.» Das werden wir sehr gerne tun, Sir! Bevor uns der Eurostar durch den Tunnel wieder auf den Kontinent bringen wird, werden wir ohnehin diese faszinierend vibrierende Stadt noch richtig in uns aufsaugen. An wertvollen Tipps vom Londoner mangelt es auf jeden Fall nicht …
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