George Liakatos, Head of Sales, und Franziska Rölli, Head of Finance, beide von JURA Australien, präsentieren exklusiv für CoffeeBreak:
Mein Melbourne
«Südliches Land» bedeute der Begriff «Australien» und er sei abgeleitet vom lateinischen «terra australis», belehrt uns der handliche Jackentaschen-Reiseführer. Wir werden ihn noch öfter konsultieren, denn Zeit für Lektüre bietet sich zur Genüge; immerhin stehen uns zwölf Stunden Flug bis Singapur und danach weitere zehn bis Melbourne bevor. Als glitten wir auf Wolken über schier unendliche Weiten, überqueren wir Ozeane und Kontinente, bevor sich unserem neugierigen Auge das Reiseziel erschliesst. Im Landeanflug mutet die Struktur der Stadt an wie ein exakt aus Quartieren und Blöcken gefliestes Mosaik. Dann: Bodenkontakt – Touchdown in Down Under.
«Wenn ihr Melbourne besucht», hatte uns George Liakatos ans Herz gelegt, «müsst ihr das auf den Spuren von Queen Victoria und King Roger tun. Steigt deshalb unbedingt im Crown Towers ab – einer der besten Adressen der Stadt!» Das sieht unser Taxifahrer genauso. «Dort wohnt Roger Federer immer während der Autralian Open», berichtet er enthusiastisch. «Und wisst ihr was? – Ich bin ihm in der Lobby schon höchstpersönlich begegnet.» Wir geben uns als Schweizer zu erkennen, und schon beginnt der Mann vorne rechts (in Australien herrscht Linksverkehr) höchst amüsant wild gestikulierend über Tennis zu schwadronieren. Am Ziel angekommen, springt für ihn nebst dem Trinkgeld noch eine JURA-Autogrammkarte von Roger Federer heraus, und zum ersten Mal ist unsere Zufallsbekanntschaft sprachlos.
Am nächsten Morgen vernehmen wir George Liakatos’ tragende Stimme – der Mann ist ausgebildeter Opernsänger und weiss mit seinem Organ einen Raum zu füllen: «Willkommen in Melbourne! Seid ihr ausgeschlafen?» Wir sind verjetlagt, aber während er und Franziska Rölli uns das Tagesprogramm vorlegen, wird klar, dass für Müdigkeit keine Zeit bleibt.
Als ehemalige Strafkolonie des Britischen Empires (der Reiseführer weiss: «1770 erreichte James Cook die fruchtbare Ostküste und nahm sie als britische Kolonie New South Wales für die Krone in Besitz.») und später als typisches Einwanderungsland findet sich in Australien ein buntes Gemisch unterschiedlichster kultureller Einflüsse. Der prägendste dabei sind zweifellos die Bauten aus viktorianischer Zeit. Mit der Strassenbahn fahren wir nach Carlton. «Melbourne besitzt das grösste Strassenbahnnetz der Welt», erzählt uns Franziska. «Die Trams sind legendär. Besonders beliebt ist das City Circle Tram mit seinen historischen Wagen.»
Wir erreichen Little Italy. «Was fällt euch beim Namen Brunetti ein?», fragt George leicht verfänglich. «Donna Leons Bücher, in denen ihr Commissario in Venedig Morde aufklärt», antworten wir etwas verunsichert. Unsere Stadtführer lachen. «Ab heute wird es höchste italienische Konditorkunst sein», versichert uns Franziska. Das Brunetti bezeichnet sich als authentische Römische Konditorei. Mit Recht! Und von George erfahren wir, dass wir uns hier an der Geburtsstätte von Melbournes Kaffeekultur befinden.
Der Verdauungsspaziergang führt uns zum Royal Exhibition Building, einem typischen Beispiel der internationalen Ausstellungsbewegung und heute ein Weltkulturerbe. Bei seiner Eröffnung galt das Bauwerk (natürlich im viktorianischen Stil) als das grösste Australiens. Noch heute beherbergt der wundervolle Messepavillon Ausstellungen sowie kulturelle und kommunale Veranstaltungen.
«Noch etwas Viktorianisches gefällig?», fragt George schmunzelnd und führt uns der Victoria Street entlang zum Queen Victoria Market. «Seit 1878 kauft man hier Gemüse, Früchte, Gourmet Food, lokale und importierte Erzeugnisse, Kleider, Kosmetik und Souvenirs ein», weiss unser Mann in Melbourne. Welch faszinierender Ort voller Betriebsamkeit, Geschäftigkeit, Leben und auch ein bisschen Hektik! Um Letzterer zu entfliehen, setzen wir uns in ein Café und probieren frisch aufgebrühten, klassischen Filterkaffee. «Eine Delikatesse», versprechen die quirligen Baristas und machen unentwegt Faxen für unsere Erinnerungsbilder.
«Wie wär’s mit etwas Viktorianischem?», lacht Franziska. Die Frage dürfte sich zum Running Gag entwickeln. Klar! Wir finden uns in der State Library of Victoria wieder. Der Prunkbau ist Australiens älteste und eine der weltweit ersten öffentlichen Bibliotheken. Im Innern bietet sich uns der atemberaubende Blick auf eine 35 Meter hohe, achteckige Kuppel. Und von der Galerie aus kommen das Guichet im Zentrum und die streng geometrisch von ihm abgehenden, schier endlos langen Studiertische fantastisch zur Geltung.
Sichtlich stolz führen uns George und Franziska im Anschluss an einen ganz besonderen Ort: The Beanery Coffee House gilt als eine der exklusivsten Adressen, wenn es um Kaffee geht, hat sich gänzlich dem mystischen Trunk verschrieben und führt ein erlesenes Sortiment rund um den vollendeten Genuss. Hinter der einladenden Glasfront steigt uns ein betörender Duft in die Nase. George eilt, uns im Schlepptau, schnurstracks auf den JURA-Corner zu. Ein kurzer Schwatz mit der Verkäuferin, ein stärkender Espresso aus der Z6, und auf geht’s – weiterhin ganz im Zeichen des Espressos.
Von der Moderne begeben wir uns zurück in die Tradition. Bereits 1954 eröffnete Pellegrini’s Espresso Bar. Hier, wo die erste Espressomaschine Melbournes ihren Dienst verrichtete, scheint die Zeit stillzustehen. Die komplette Bar ist im Originalzustand belassen, und so wird ein Besuch des Lokals zu einer Reise zurück in die Vergangenheit. Als Reiseführer fungiert noch heute Sisto, der Besitzer. Vom ersten Tag an arbeitet er hier, erfüllt den Raum mit fröhlicher Italianità und ist als Figur mindestens genauso Kult wie das Pellegrini’s.
In der Royal Arcade lernen wir die kultivierte Art des traditionellen Einkaufens kennen. Tagelang könnte man in der 1870 eröffneten Einkaufspassage verweilen, ohne sich sattzusehen. Bei einer Verschnaufpause in den Hopetoun Tea Rooms, einst für die Victorian Ladies Work Association ins Leben gerufen, verarbeiten wir die Eindrücke und gönnen uns traditionellen Tee aus der viktorianischen (schon wieder!) Ära.
«Abends stehen hier die Leute in langen Schlangen und warten auf einen Tisch im Chin Chin», erklärt uns George. Tischreservationen kennt das Trendlokal mit den südostasiatischen Spezialitäten nämlich nicht. Doch jetzt, am Mittag, ist Fortuna uns hold. Es findet sich rasch ein Tisch, und so geniessen wir leckere Köstlichkeiten aus dem vielfältigen, frischen Angebot. «Was ist eigentlich Australiens bekanntestes Exportgut?», wollen wir wissen. «Musik», antwortet George, und Franziska präzisiert: «AC/DC!» Selbstredend, dass die Rocker hier ihre eigene Strasse haben. Nach dem Lunch pilgern wir zur AC/DC Lane, wo George Bürgermeister John Sos legendäre Worte von der Eröffnungsfeier zitiert: «Dem Song zufolge gibt es immer einen Highway zur Hölle; dies nun ist eine Gasse zum Himmel. Let’s rock!»
Weiter geht’s zur Flinders Street Station, Australiens ältestem Bahnhof. Die Nachmittagssonne taucht die gelbe Fassade mit der grünen Kupferkuppel in einen magisch güldenen Schein. «Wer mit dem Zug ankommt oder wer sich im Gewimmel der Stadt verliert, findet hier den ultimativen Treffpunkt ‹unter den Uhren›», erzählt Franziska. Sie habe sich in der Stadt jedoch von Anfang an zurechtgefunden. Man habe sie nie von hier abholen müssen, beteuert sie strahlend.
Nirgendwo fühlt man das Pulsieren einer Stadt intensiver als in ihrem Herzen. Im Fall von Melbourne dürfte dies der Federation Square sein, ein Schmelztiegel, eine moderne Piazza, bekannt für kulturelle Veranstaltungen, für die unzähligen Restaurants, Bars und spezialisierten Geschäfte, welche den Platz säumen. «Zeit für eine Waffel», findet George und schlägt uns einen Geheimtipp vor: das Waffle On. Authentizität der Waren wird hier ganz gross geschrieben. Dazu importiert der Besitzer seinen Zucker aus Belgien und stellt die Waffeln allesamt frisch im Laden her. Der Weg zum Olymp der Waffelkunst ist von Street Art gesäumt. Die gepflasterten Wände links und rechts der engen Degraves Street sind über und über mit farbenfrohen Graffiti bedeckt.
In Richtung Southbank überqueren wir den Yarra River und streben dem Arts Centre entgegen. Zu verfehlen ist es unmöglich, denn wie eine gigantische Nadel ragt sein Turm über 160 Meter in den Himmel und prägt das Stadtbild von Melbourne. Darunter befindet sich Australiens führende Bühne für Theater, Konzerte und Ausstellungen von Weltrang. Einen Kontrast zur Moderne bildet unser nächstes Ziel, die National Gallery of Victoria, Australiens ältestes öffentliches Kunstmuseum. Der aktuellen Ausstellung können wir unmöglich widerstehen, und so begegnen wir dem eindrucksvollen Schaffen zweier Giganten der Kunstszene: Andy Warhol und Ai Weiwei.
Wieder draussen, beginnen Georges Augen auf einmal zu leuchten, und er steigert unbewusst seine Schrittkadenz, als wir aufs Melbourne Recital Centre zusteuern. Wer Musik mag, muss diesen Ort einfach lieben. Von Barock bis zeitgenössisch, von Jazz bis Musical, von Kammermusik bis Oper – hier finden Kulturbeflissene alles, was ihr Herz begehrt. Dann erfahren wir den Grund für Georges erhöhte Pulsfrequenz: Oft hat er selber hier als Sänger auf der Bühne gestanden und sein Publikum verzaubert. Schon hallt in unseren Ohren seine Darbietung an der letzten Global Sales Conference nach, als er mit einem Song aus «Les Misérables» für einen unvergesslichen Gänsehautmoment sorgte.
Zurück im Hotel, lassen wir uns beim Dinner von der sensationellen Aussicht überwältigen. «So viel zu Queen Victoria. Und morgen», fordert George uns auf, «macht ihr euch auf die Spuren von King Roger!» «Genau», pflichtet ihm Franziska bei, «da müsst ihr die Rod Laver Arena besuchen, wo Roger Federer an den Australian Open bereits viermal triumphierte!» Wir nicken – zunächst zustimmend, später, auf dem Zimmer, vor Erschöpfung ein …
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